Göran Schattauer | „Böse Menschen waren da“
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Es begann als Raubüberfall und endete in einem Blutbad: Die Mörder von Sittensen wollten alle Zeugen beseitigen — und begingen kapitale Fehler

 

Herr und Frau Koch waren ihre letzten Gäste. Die beiden verließen das Lokal gegen 22.30 Uhr. Sie gingen hinunter ins Erdgeschoss und öffneten die Haustür. Sie war nicht verschlossen. 20 Minuten später telefonierte Herr Koch noch einmal mit der Gattin des Lokalbesitzers. Er hatte Frau Fan versprochen, sich um ein Problem mit ihrem Laptop kümmern zu wollen. Zu Hause hatte Herr Koch das Software-Rätsel auf seinem eigenen Computer rasch gelöst. In einem etwa 90 Sekunden dauernden Gespräch erklärte er Anny Fan, wie sie mit ihrem PC, einem Sony Vaio, klarkommen würde.

 

Um 22.58 Uhr ließ sich die Bedienung Wai Heng Foong von der Lokalkasse einen Bon mit den ihr zuzurechnenden Tageseinnahmen ausdrucken. Eine andere Kellnerin des Restaurants „Lin Yue“, die Vietnamesin Thi Oanh Janßen, sprach da gerade per Handy mit einem früheren Schulkameraden. Der 39-Jährige lebte seit ein paar Monaten in Deutschland. Menschenhändler hatten ihn eingeschmuggelt. Jahre zuvor war auch Frau Janßen auf diesem gefahrvollen und teuren Weg über die Grenze gelangt. Die beiden Landsleute hatten sich in Deutschland noch nicht gesehen, telefonierten aber regelmäßig miteinander — einfach, um zu plaudern. So auch an jenem 4. Februar, in der Nacht von Sonntag auf Montag. Frau Janßen spielte nebenbei mit einem kleinen Kind, Tyana, der zweijährigen Tochter der Wirtsleute Fan. Der frühere Schulfreund, Ding Vuong Nguyen, hörte Tyanas Lachen im Hintergrund. Dann hörte er das Mädchen ängstlich schreien. Dann hörte er fremde Stimmen. Dann brach die Verbindung ab. Dann hörte er noch ein paar Freizeichen. Dann nichts mehr. Das war um 23.03 Uhr.

 

Ding Vuong Ngyuen war der Letzte, der mit den Menschen im China-Restaurant „Lin Yue“ in Sittensen, direkt an der Autobahn zwischen Bremen und Hamburg, Kontakt hatte. Danach waren sie allein: der Wirt, seine Frau, der Koch, zwei Hilfsköche, zwei Kellnerinnen und das Mädchen Tyana. Allein mit jenen Männern, die um 23.03 Uhr die Räume des „Lin Yue“ betraten. Die Kellnerin Foong versuchte offenbar, Alarm zu schlagen. Sie wählte die Nummer ihres Mannes in Soltau. Der jedoch stand gerade unter der Dusche. Foong wählte dann die Nummer einer Verwandten in Malaysia. Tatsächlich kam eine Verbindung zu Stande. Für 19 Sekunden. Frau Foong fand draußen keine Hilfe mehr. Um 0.28 Uhr wurde ihr Handy im Bereich des Bremer Hauptbahnhofs abgeschaltet. Foongs Mörder hatten das Gerät mitgenommen. Die Polizei geht davon aus, dass die Fahrzeit von Sittensen in die Bremer City etwa 36 Minuten beträgt. Demnach verließen die Täter das Lokal wenige Minuten vor Mitter-nacht. Zurück blieben sechs Leichen, ein nicht zu rettender Verletzter — und das in ein blutiges Tuch gewickelte, unverletzte Mädchen Tyana.

 

In der kommenden Woche beginnt vor dem Landgericht Stade der Prozess um den siebenfachen Mord von Sittensen — eines der größten Verbrechen der vergangenen Jahre. Weniger als 14 Stunden nach der Tat stießen Beamte der Autobahnpolizei Ahlhorn auf den entscheidenden Hinweis zu den fünf nunmehr angeklagten Vietnamesen. Bei einer Verkehrskontrolle waren Streifenbeamten zwei Asiaten in einem VW Polo aufgefallen. In dem Wagen fand sich ein Papier mit Notizen, die sich offenbar auf das Lokal in Sittensen bezogen. Dank dieser „Spur 32“ gelang es den Kriminalisten der Soko „Lin Yue“ binnen Wochen, die Gruppe der Tatverdächtigen zu enttarnen. Gelöst war der Fall damit noch nicht.

 

Der Grund für das Verbrechen schien lange Zeit völlig unklar. Erst die Auswertung Hunderter Spuren, Dutzender Zeugenaussagen und mehrerer sich teilweise widersprechender Geständnisse ermöglichte den Fahndern plausible Antworten. Doch selbst wer jede einzelne Ermittlungsakte gelesen hat, wer jede Schmauchspur, jede Faser, jede DNA-Anhaftung, alle Handy-Daten und sämtliche Aussagen berücksichtigt, der muss sich eingestehen, dass all diese Puzzleteile nur einen Bildausschnitt ergeben. Nur eine Annäherung. Das Geschehen selbst bleibt im Schatten. In jenem Schatten, in dem sich der 48-jährige Malaysier Kee Fatt Tham plötzlich fand, als er wenige Minuten nach dem Verbrechen, um 0.20 Uhr, das Lokal betrat, um die Kellnerin Foong abzuholen — seine Frau und die Mutter seiner beiden in Malaysia lebenden Kinder. Tham betrat ein Schlachthaus. Im Eingangsbereich sah er zwei tote Männer. Hinter dem Tresen sah Tham die Leiche seiner Frau, daneben eine weitere Tote. Mehrere Minuten blieb Tham in den dunklen Räumen, allein mit dem Blut, mit den Leichen. Dann, um 0.29 Uhr und 50 Sekunden, meldete er sich bei der Polizei Rotenburg mit „Schönen guten Tag“ und forderte eine Ambulanz für das „Lin Yue“ in Sittensen.

 

In dem Restaurant fand die Polizei vier Leichen, das unversehrte Mädchen und einen Schwerverletzten, der Stunden später im Diakoniekrankenhaus Rotenburg verstarb. In zwei Wohnungen im zweiten Stock lagen zwei weitere Tote. Fünf Opfern waren die Hände (und einem auch die Füße) mit Kabelbindern gefesselt. Die fünf Gefesselten waren jeweils durch einen Kopfschuss getötet worden. Diese Morde, so heißt es in der Anklage, wiesen „Hinrichtungscharakter“ auf. Die zwei Leichen im Eingangsbereich waren ungefesselt und von mehreren Schüssen getroffen.

 

Von Anfang an gingen die Fahnder der Hypothese nach, bei den Mördern handle es sich um Profikiller, die im Auftrag einer asiatischen Mafia zugeschlagen hatten. Aus Rache. Wegen Machtkämpfen im Drogengeschäft. Oder weil Schutzgelder nicht gezahlt worden waren. Um aber die Mafia-These zu untermauern, müssten sich in den Biografien der Ermordeten Spuren finden lassen, die ins Milieu des organisierten Verbrechens führen. Auf der Jagd nach den Spuren leuchtete die Soko das Vorleben eines jeden Opfers aus. Tatsächlich gewähren ihre Lebensläufe Einblick in das bizarre Schicksal einer freundlich lächelnden, stets fleißigen und angepassten Bevölkerungsgruppe, die jeder zu kennen glaubt — und die doch vollkommen fremd, isoliert und heimatlos bleibt.

 

Als Koch des „Lin Yue“, im Tatortbericht des Bundeskriminalamts (BKA) „Leiche 1“ genannt, arbeitete seit sechs Jahren der 57-jährige Wan Wong Li — ein zurückhaltender und doch leicht erregbarer Hongkong-Chinese, der eigentlich nur Kontakt zu Landsleuten pflegte, die ebenfalls in China-Lokalen arbeiteten, und der seine Freizeit am Spielautomaten oder am Kartentisch verbrachte. Ein Bekannter nannte Li einen süchtigen Spieler, der des Öfteren hohe Summen verzockt und schon mal eine Schuld von 2000 Euro nicht zurückgezahlt habe.

 

Regelmäßig spielten auch die Betreiber des Lokals, der 36-jährige Hongkong-Chinese Danny Fan (Leiche 2) und dessen 28-jährige Frau Anny (Leiche 5). Die Fans verloren und gewannen in Casinos hohe Summen, spielten im privaten Kreis Poker und luden Vertraute ins eigene Lokal, um beim asiatischen Wui-Spiel mehrere Tausend Euro zu riskieren. Das Paar liebte teure Autos, teure Uhren, teuren Schmuck. Eine Freundin nannte Anny ein „Shopping-Monster“. Gerade das Umfeld der Fans, so hielt die Polizei in einem Bericht vom 29. Mai fest, biete im Hinblick auf das Verbrechen viele Ermittlungsmöglichkeiten. Immerhin habe Danny jemandem viel Geld geliehen und trotz Mahnung nicht zurückerhalten.

 

Vernarrt ins Glücksspiel und verrückt nach teuren Glitzersachen muss auch die 39-jährige Malaysierin Foong (Leiche 3) gewesen sein. Die Bedienung, die im Monat angeblich etwa 1000 Euro verdiente, kaufte bei Louis Vuitton, besaß Ringe von Chopard, Uhren von Cartier und Breitling, verzockte im Casino locker 2800 Euro und ließ sich vom Hamburger Juwelier Wempe für 5000 Euro eine Kette umarbeiten.
Als freundlich und hilfsbereit beschrieben Freunde und Verwandte den 31-jährigen Hilfskoch Rojasit Jitloed. In Thailand geboren, war er zusammen mit seiner Mutter und seinem deutschen Adoptivvater im Alter von sechs Jahren nach Deutschland gekommen. Er hatte die Hauptschule abgeschlossen, besaß die deutsche Staatsbürgerschaft, hatte eine Malerlehre und die Bundeswehrzeit absolviert, war hin und wieder ohne Job — aber selten ohne Kumpel. Das BKA nennt ihn die Leiche 6.

 

Das Leben des anderen Hilfskochs, des 32-jährigen Vietnamesen Ngoc Son Dao, hinterließ in Deutschland nur wenige, verschwommene Spuren: Er besaß falsche Papiere, gab sich diverse falsche Namen und war seit ein paar Jahren zur „Ausweisung/Abschiebung/ Zurückweisung“ ausgeschrieben. Das einzig sichere Datum in dieser Biografie betrifft ihr Ende. Freunde sprachen den jungen Mann, den die Polizei als Leiche 7 registrierte, mit seinem Spitznamen an — „Sonny“.

 

So wird ihn wohl auch die 38-jährige Vietnamesin Thi Oanh Janßen genannt haben. Sie teilte mit ihm in Sittensen ihre Tage und Nächte — und sie wurde mit ihm aus dem Leben gerissen. Thi Oanh wuchs mit sechs Geschwistern auf, studierte zunächst auf Lehramt, arbeitete von 1986 bis 1990 in Russland als Weberin, lebte danach wieder acht Jahre in Vietnam, kehrte für ein Jahr nach Russland zurück, wurde abgeschoben, kehrte wieder nach Russland zurück, lernte einen Schlepper kennen, zahlte 3000 Dollar, ließ sich im Lastwagen von Moskau nach Prag schleusen, erreichte am 30. Januar 2001 die Grenze zur Bundesrepublik, überquerte sie zu Fuß, ließ sich von einem Lkw nach Braunschweig bringen, stellte einen Antrag auf Asyl (abgelehnt), stellte einen Antrag auf Duldung (für Sachsen-Anhalt erteilt), kaufte sich im Februar 2002 für 10000 Euro eine Scheinehe mit dem Deutschen Kay Janßen (zahlbar in 22 Monatsraten), erhielt einen Monat später die Aufenthaltserlaubnis, arbeitete seit 2004 im „Lin Yue“. Die Polizei gab Janßen die Leichenkennziffer 4.

 

Die Opfer von Sittensen hinterließen chaotische Wohnungen, schräge Lebensläufe und einige offene Fragen. Die Fahnder konnten jedoch keine Spur erkennen, die irgendwie ins Schattenreich krimineller Banden führte. Die Polizei taxierte sogar die Fische, die in einem künstlichen Teich im Restaurant schwammen. Doch die Koi-Karpfen erwiesen sich als nicht gerade kostbar und stellten offenkundig kein Mafia-Zeichen dafür dar, ob die Lokalbesitzer Schutzgelder zahlten.

 

Zwar hielt sich zum Tatzeitpunkt ein unbeteiligter Erwachsener im Haus Hamburger Straße 6 auf, als Zeuge taugt der 25-jährige Carsten B., der in einer Wohnung über dem Lokal lebt, aber nur sehr bedingt. In einer Befragung wenige Stunden nach dem Verbrechen, am 5. Februar um 2.00 Uhr, gab B. an, er habe das Haus den ganzen Tag nicht verlassen und sich auch noch nicht schlafen gelegt. Um 19.00 Uhr sei er kurz ins Lokal hinuntergegangen, um sich Essen zu holen. Danach habe er sich wieder in sein „Büro“ gesetzt und weiter per Internet gespielt. Während im Stockwerk unter ihm und in den Wohnungen neben ihm sieben Menschen ermordet wurden, hatte B. die Wirklichkeit abgeschaltet und plauderte am Computer mit seinen virtuellen Mitstreitern. So rettete er sein Leben. Spezialisten des BKA fanden außen an der Wohnungstür DNA- und Schweißabdrücke. Offenbar hatte einer der Täter gehorcht, aber keine Geräusche aus B.s Computerklause vernommen.

 

Etwas aber hatte B. doch zu berichten. Wenn es im Restaurant überhaupt mal zu Schwierigkeiten gekommen sei, dann nur deshalb, weil der Koch, „Herr Li“ genannt, mal wieder ausgerastet sei. Der Küchenchef muss offenbar ein dünnhäutiger Zeitgenosse gewesen sein, bekannt für seine impulsiven Auftritte, wenn etwas nicht klappte, ein Gehilfe schlampte oder jemand an seinen Fertigkeiten zweifelte.

 

Sollte dieser harmlose Wesenszug des Herrn Li eine Art Schlüssel für das Verständnis des Verbrechens bieten? In der Soko setzte sich jedenfalls mehr und mehr der Verdacht fest, es könnte sich bei der maßlosen Tat um einen simplen Raubüberfall handeln, der außer Kontrolle geriet und deshalb mit sieben Morden endete. Genau diese These vertraten die Profiler des Landeskriminalamts Niedersachsen, die den Ablauf des Verbrechens quasi am grünen Tisch nachspielten. Ihre „operative Fallanalyse“ (s. S. 46), abgelegt am 5. April als Spurenakte 5/2, stellt offenbar einen Wendepunkt der Ermittlungen dar. Die Kriminalstrategen kamen zu der Überzeugung, dass die Täter die meisten ihrer Opfer bereits gefesselt hatten, als sie realisierten, dass sich in der Küche Wong Li versteckt hielt. Als der Koch ins Treppenhaus fliehen wollte, feuerte einer von ihnen mehrere Kugeln auf Li — und gab dann den „finalen Kopfschuss“ ab. Um den Mord zu verdecken und keine Zeugen zu hinterlassen, so die Profiler, wurden nun auch die anderen Opfer getötet. Dabei hätten die Täter eine „gewisse Coolness“ gezeigt.

 

Die seelische und moralische Kälte, die von den Fachleuten im Fall Sittensen registriert wurde, ist jene, die seit jeher bei einem bestimmten Verbrechertyp auffällt. Es ist jener Typ, der nicht aus Rache handelt, aus Mordlust oder getrieben von sexuellem Wahn. Er tötet nicht aus ideologischen oder religiösen Gründen. Er tötet einzig und allein aus dem einfachsten und ältesten Motiv: Habgier. Der Mord ist nur Mittel. Er wird ruhig, schnell und leidenschaftslos vollzogen. „Kaltblütig“, so nannte Truman Capote die literarische Obduktion eines Verbrechens, das am 15. November 1959 in dem Flecken Holcomb in West-Kansas geschah. Die Gewohnheitsverbrecher Perry Smith und Dick Hickock hatten eine Farm ausgeraubt und die vierköpfige Familie nur getötet, damit keine Zeugen blieben.

 

Kaltblütig agierten auch die Mörder von Sittensen — und noch etwas verbindet sie mit den Killern Smith und Hickock: eine schier unfassbare Dummheit. Die beiden kurz nach der Tat bei der Verkehrskontrolle festgesetzten Vietnamesen hatten nicht nur einen Zettel mit zentralem Täterwissen bei sich, sondern auch aus dem Lokal geraubtes Geld und Schmuck. Außerdem erinnerte sich ein Zeuge, er habe den Wagen am 4. Februar um 23.10 Uhr, also exakt zum Tatzeitpunkt, vor dem „Lin Yue“ gesehen. Vier Handys aus dem Besitz der Ermordeten, so ergaben die Ermittlungen, waren nach dem Verbrechen in Bremen eingeloggt — und zwar in jener Zone, in der sich die Tatverdächtigen nach eigenen Angaben aufhielten.

 

Einer der beiden Insassen des Wagens, der 34-jährige Trong Duong Dao, hinterließ am Tatort etliche Faserspuren. In seiner Wohnung fand sich im Kinderzimmer ein Kabelbinder, der nicht nur fabrikationsgleich mit den zur Fesselung der Opfer benutzten Kabelbindern, sondern sogar in derselben Gussform entstanden ist. Bei seiner Festnahme trug Dao Kleider, die laut BKA-Gutachten mit Schmauchspuren geradezu übersät sind. Fasern-, Schmauch- und DNA-Spuren überführten auch den zweiten Polo-Insassen, den Vietnamesen Van Hiep Vu. Der 31-Jährige (seit 1989 in Deutschland, verheiratet, mehrere Strafverfahren) gab bei Verhören am 15. und 16. Mai seine Tatbeteiligung zu. Am 28. Mai offenbarte sich auch dessen Bruder Van Phoung Vu der Polizei.

 

Den Geständnissen zufolge waren Van Hiep Vu, Trong Duong Dao und dessen Bruder Phong Dao Cao in der Nacht des 4. Februar in dem Polo nach Sittensen gefahren, um das Lokal auszurauben. In den Tagen zuvor hatten sie sich von einem Landsmann, der gelegentlich in dem Restaurant arbeitete, über Details des geplanten Rauborts informiert. Die Recherchen der Staatsanwaltschaft ergaben, dass der eigentliche Plan von den Dao-Brüdern erarbeitet wurde. Hiep Vu gibt an, er habe vor Betreten des Lokals seine Komplizen gefragt, ob Menschen getötet werden müssten. Dies sei zwar verneint worden, dennoch bemerkte Vu die Pistole mit dem Schalldämpfer (Long Rifle, Kaliber 22). Mit dieser Waffe soll Phong Dao Cao alle Opfer erschossen haben.

 

In der Anklageschrift geht die Staatsanwaltschaft von einer eskalierten Raubtat aus, die in einem Exzess endete. 13 Handys, zwei Laptops und zwischen 6800 bis 8500 Euro erbeuteten die Mörder von Sittensen. Sieben Menschen mussten dafür sterben. Das zweijährige Mädchen Tyana ließen die Täter am Leben. Aus Gnade? Hatten sie das in ein Tuch eingewickelte, offenbar im letzten Moment versteckte Kind übersehen? Vielleicht. Das Profilerteam hält die menschenfreundliche Variante für unwahrscheinlich. Das Kind, so heißt es in ihrer Fallanalyse, durfte offenbar überleben, weil die Mörder davon ausgingen, es sei ohnehin zu klein, um als Zeuge aussagen zu können. Tyana Fan befindet sich derzeit in einem Zeugenschutzprogramm der Polizei. Offenbar hat sie doch etwas von dem Geschehen wahrgenommen. Wenige Stunden nach der Tat erklärte die Zweijährige einer Freundin ihrer ermordeten Eltern: „Böse Menschen waren da.“

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