Göran Schattauer | Sex gegen Geld, Gold und Silber
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Eine gut aussehende und ziemlich abgebrühte Schwäbin nahm zwei liebestollen Männern eine Million Euro ab. Nun wurde die notorische Betrügerin verurteilt

 

Sie muss unwiderstehlich gewirkt haben in ihrem sexy Outfit. Ein Männer verschlingendes Biest, das aufreizend an der Bar saß und Ausschau nach älteren Herren hielt. Herren, die sie leicht um den Verstand bringen konnte – und um viel Geld. Mehr als eine Million Euro leierte die heute 45 Jahre alte Patricia W. zwei liebestollen Männern aus dem Kreuz. Dafür musste sie sich noch nicht einmal anstrengen. Ein kurzer Flirt, ein paar wilde Nächte, eine herzzerreißende Geschichte. Und schon überhäuften sie ihre Verehrer mit Geld, Gold und Silber.

 

Dem märchenhaften Aufstieg der Hartz-IV-Empfängerin zur steinreichen Femme fatale folgte der Absturz: Untersuchungshaft, Anklage, Prozess. Diesen Mittwoch verurteilte das Landgericht Stuttgart Patricia W. zu drei Jahren und neun Monaten Gefängnis – wegen gewerbsmäßigen Betrugs. Die Geschichte der Liebesschwindlerin aus Schwaben ist einer dieser Kriminalfälle, bei denen man sich an die Stirn tippt und sagt: Das gibt’s doch gar nicht. So dumm kann doch niemand sein. Aber wie so oft im Leben: Wenn Gier auf Gier trifft, setzt der Verstand aus. Am Ende verlieren alle. Die einen ihre Freiheit, die anderen ein Vermögen.

 

Patricia W. wuchs in einer Sinti-Familie auf. Sie hat weder einen Schulabschluss noch einen Beruf, sie jobbte als Kassiererin, zuletzt lebte sie von Sozialhilfe. Irgendwann muss sich die verheiratete Frau gefragt haben, wie sie ihr Dasein etwas angenehmer gestalten könnte, ohne gleich eine Bank überfallen zu müssen. Die Antwort: Männer. Solvente Männer mit Hang zu Erotikabenteuern.

 

In einem Stuttgarter Restaurant stellte sich die Schönheit – schwarze Haare, sinnliche Lippen, große Oberweite – zur Schau. Es dauerte nicht lange, bis ein damals 74-Jähriger sie ansprach, der Unternehmer Erwin, rüstig, alleinstehend. Die beiden kamen sich schnell näher und hatten, man ahnt es, Sex. Er war begeistert von seiner Eroberung, die angeblich als Goldhändlerin arbeitete. Als sie ihn um ein kleines Darlehen bat und bis zu acht Prozent Zinsen versprach, ließ sich der Geschäftsmann nicht lumpen. Zwischen November 2010 und Anfang 2013 steckte er seiner Herzdame bei 17 Treffen insgesamt 501 000 Euro zu. Das Geld sah er nie wieder.

 

Nicht nur Erwin ging der Verführerin auf den Leim. Auch Rolf, damals an die 80 Jahre alt, erlag ihrem Charme. Ihm gegenüber hatte sich Patricia W. als Goldschmiedin mit Geschäft in Zürich vorgestellt, die gerade einen finanziellen Engpass überbrücken müsse. Selbstlos half Rolf seiner Göttin aus der Patsche – mit reichlich Bargeld sowie mehr als 20 Kilogramm Gold und Silber, Gesamtwert 510 000 Euro. Die Übergaben erfolgten unter anderem vor einem Bahnhof und an einer Tankstelle. Bei halbwegs seriöser Betrachtung hätten Erwin und Rolf erahnen können, welches Spiel ihre teure Geliebte trieb. Als sie den Fauxpas bemerkten, war es zu spät. Die Opfer hätten einen „Vermögensverlust großen Ausmaßes“ erlitten, wie es im Juristendeutsch so schön heißt. Man könnte auch sagen: Sie haben sich freiwillig einem Weib ausgeliefert, das sie nach allen Regel der Kunst abzockte.

 

Die Million jedenfalls ist futsch. Sie habe das ganze Geld „im Casino verspielt“, erklärte die Angeklagte vor Gericht. Tatsächlich fanden die Ermittler bei ihr keinen Cent der Beute. Ein Gutachter bescheinigte der Frau eine ausgeprägte Spielsucht. Rechtsanwalt Thomas Mende aus Esslingen ist mit dem Strafmaß für seine Mandantin „sehr zufrieden“. Es hätte schlimmer kommen können: Patricia W. gilt als Wiederholungstäterin. 2010 war sie zu knapp zwei Jahren Haft verurteilt worden. Sie hatte ältere Männer angeflirtet und finanziell ausgenutzt.

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