Göran Schattauer | Theodor-Wolff-Preis (1991)
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Theodor-Wolff-Preis (1991)

 

 

Mein erster Journalistenpreis, auf den ich bis heute stolz bin. Theodor Wolff, so schrieb die Welt 1965, war nicht nur Chefredakteur des Berliner Tageblatts, seine Leitartikel seien eine „nationale Institution“ gewesen, eine „Stimme des demokratisch, freiheitlich, europäisch gesinnten Deutschland“. Wolff (1868-1943) verfasste seine Texte stets an einem hohen Schreibpult stehend, eine Zigarette im linken Mundwinkel. Er war ein Journalist der alten Schule, arbeitete mit wissenschaftlicher Gründlichkeit und wusste „seine riesige Bibliothek, in deren Büchern unzählige Zettel steckten, wohl zu benutzen“. Was mich, neben vielen anderen Aspekten seiner Biografie, am meisten beeindruckte, war seine unbändige Leidenschaft fürs Beobachten, Schreiben, Publizieren. „Die Arbeit“, hieß es in dem Welt-Artikel, „begleitete ihn, wo immer er war und was immer er tat“. Dass mein Artikel über die Selbstverbrennung des DDR-Pfarrers Oskar Brüsewitz als preiswürdig eingestuft wurde, empfand ich als große Ehre, zumal solche Auszeichnungen in der Regel Kollegen der Süddeutschen Zeitung, Welt, Zeit, FAZ oder Frankfurter Rundschau zuteil wurden. Diesmal befand sich also die Ostthüringer Zeitung aus Gera unter den Preisträgern. Im Kuratorium des Theodor-Wolff-Preises saß übrigens eine gewisse „Dr. Angela Merkel, Bundesministerin für Frauen und Jugend, Bonn/Berlin“. Ob die heutige Bundeskanzlerin meine Geschichte gelesen hat, weiß ich nicht. Aber als Tochter eines evangelischen Pfarrers dürfte sie das Drama um Oskar Brüsewitz gekannt haben. Wie das Stück entstanden ist, beschreibe ich in der Rubrik „Hintergründe“.

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